Emotional unfit in der VUCA Welt – warum wir unsere Emotionen so dringend brauchen
In meiner Arbeit mit Führungskräften und Familien erlebe ich, dass die Menschen nicht mehr in der Lage sind, ihre Emotionen zu beschreiben, und mit anderen auf entspannte Art und Weise darüber zu sprechen.
Die Digitalisierung und das Arbeiten in der digitalen Welt haben stark dazu beigetragen, dass wir weniger Zugang zu unserem emotionalen Portfolio haben. Wir sind von einer dreidimensionalen Welt in eine zweidimensionale virtuelle Realität umgezogen. In dieser Umgebung ist es schwierig unsere vier Grundbedürfnisse
Bindung und Zugehörigkeit
Kontrolle und Selbstbestimmung
Inspiration und Lust
Selbstwirksamkeit und Selbstwert
nachhaltig zu befriedigen.
Unsere Bedürfnisse durch Medienkonsum nachhaltig stillen zu können, ist ein Trugschluss. Das erleben wir an allen Ecken und Enden. Viele Menschen sind von ihren Emotionen und dem Bewusstsein für ihre Grundbedürfnissen so stark entkoppelt, dass sie nicht mehr wahrnehmen, dass eine reale Erfüllung unserer Bedürfnisse nur in der analogen, menschlichen Welt nachhaltig gelingt.
Klar befriedigen Smartphone oder andere Medien kurzfristig unsere Bedürfnisse. Trauen wir uns jedoch genauer hinzusehen, können wir erkennen, dass Menschen sich sowohl voneinander als auch von sich selbst immer weiter emotional entfernen. Dabei ist gerade im digitalen Zeitalter emotionale Intelligenz und Kompetenz der Schlüssel - sie unterscheidet uns von künstlicher Intelligenz und ist unser USP als Menschen!
Warum wir uns intensiver mit unseren Emotionen beschäftigen müssen
Auf die Frage „Wie geht es dir?“, lautet die Antwort einfach oft „Gut“ oder „Passt schon“. Dass das nicht unbedingt der Wahrheit entspricht, ist kein Geheimnis. Aber gräbt man einmal tiefer, stellt man schnell fest, dass wir keinen echten Zugang mehr zu unseren Emotionen haben, uns fehlt sogar das Vokabular, um auszudrücken, wie wir uns tatsächlich fühlen. Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurde uns abtrainiert, Emotionen auszudrücken. Emotionen sind dadurch nun befremdlich für uns, weil wir nicht gelernt haben, damit umzugehen und sie angemessen auszudrücken.
Als ungesunde Nebenwirkung dieser Entwicklung sind schwächende Glaubenssätze in uns entstanden, die uns sowohl beruflich als auch privat oftmals unbewusst begleiten.
Grundsätzlich müssen wir verstehen, dass das Ausdrücken unserer Emotionen zur Erfüllung unserer Grundbedürfnisse beiträgt. Das ist in der Natur bzw. Psyche des Menschen tief verankert. Und nur wenn unsere Grundbedürfnisse befriedigt sind, geht es uns auch rundum gut. Dessen dürfen wir uns für uns selbst als Individuum, aber auch als Vorbilder (Führungskräfte, Personalverantwortliche, Eltern, Erzieher, Lehrer…) mehr bewusst sein denn je.
Was sind unsere Grundemotionen und was bedeuten sie?
Je nachdem, wo wir recherchieren, finden wir fünf oder sieben Grundemotionen, die wir als Reaktion auf Sinneseindrücke erfahren oder fühlen.
Ich arbeite mit den sieben Emotionen Freude, Angst, Ekel, Trauer, Wut, Überraschung und Verachtung.
All diese Basisemotionen haben ihren Sinn und ihre Berechtigung! Ekel ist zum Beispiel eine wichtige Schutzfunktion für uns als Menschen, Wut empfinden wir, wenn wir etwas nicht bekommen, Überraschung unterbricht eine Handlung oder Situation und Angst erleben wir, wenn wir uns bedroht fühlen.
Wenn wir diese Emotionen erkennen, erleben und leben dürfen, erhöht sich unser Verständnis für unsere eigenen Emotionen und die unserer Mitmenschen. Unsere emotionale Intelligenz verbessert auch unsere Kommunikation.
Schlussendlich schaffen wir, wenn wir uns auf unsere Menschlichkeit besinnen, ein besseres Miteinander, in Beruf und Privatleben. Im Zeitalter von KI und Digitalisierung dürfen wir unseren Fokus wieder darauf richten, bessere Menschen zu werden. Denn dass ist unsere Marktlücke, hier können wir als Menschen punkten.
Seid mutig und habt Freude am Menschsein! Das ist es was wir für eine lebenswerte Zukunft für uns und unsere Folgegenerationen brauchen, Menschen, die wissen, wie Menschsein geht und die die Vorteile der digitalen Welt für sich voll ausschöpfen.
Im nächsten Blog sehen wir uns unsere Emotionen im Zusammenhang mit Glaubenssätzen und Grundbedürfnissen genauer an.
Comments