Führungskraft SEIN – Zwischen Augenhöhe, Verantwortung und innerer Balance
- Barbara Burkner
- 22. Mai
- 5 Min. Lesezeit
(Teil 2 von 3 der Serie Führungskraft Werden, Sein, Loslassen)
Im ersten Teil meiner kleinen Serie ging es um „Führungskraft-Werden“ – den Weg hinein in eine Rolle, die deutlich mehr ist als Titel, Status & Karriere.
In diesem Teil geht es um das, was danach kommt: Führung leben. Präsenz zeigen. Haltung haben. Führungskraft SEIN.
Viele glauben, mit der Übernahme der Rolle beginnt der „richtige“ Einfluss und die Macht über Menschen und Organisationen. Tatsächlich beginnt hier aus meiner Sicht eine ganz andere Reise für gute Führungskräfte – ihre persönliche Reise nach innen.
Denn: In der Führungsarbeit geht es nicht nur darum, gut zu starten im Außen. Es geht darum, stark zu bleiben, ohne hart zu werden. Orientierung zu geben, ohne sich selbst zu verlieren. Für andere da zu sein – und dabei den wichtigsten Menschen in der Führung nicht aus dem Blick zu verlieren: sich selbst.

Führung heißt Verantwortung – und die beginnt bei dir selbst
Eine gut aufgestellte Führungskraft trägt Verantwortung. Für Menschen. Für Ergebnisse. Für Kultur. Doch all das kann nur gelingen, wenn sie bereit ist, auch Verantwortung für die eigene Lebensqualität zu übernehmen.
Wer eine gute Führungskraft sein will, braucht also mehr als nur Methoden. Es geht um innere Klarheit, Werte und das konsequente Ringen um Balance. Denn ohne diese Balance passiert das, was ich nur allzu oft bei Führungskräften im Alltag beobachte:
Führungskräfte, werden zum Spielball der Interessen von Geschäftsführung, Mitarbeitenden und Kund:innen
Persönlichkeiten, die sich selbst verlieren, weil sie sich aufreiben im Dauerkompromiss
Menschen, die mit sich selbst nicht mehr auf Augenhöhe sind – und deshalb auch mit niemandem sonst.

Augenhöhe ist das zentrale Prinzip. Mit dir selbst. Mit deinem Team. Mit deinen Vorgesetzten. Mit deinen Kunden.
Bist du nicht in der Lage, dir selbst klar zu begegnen, wirst du auch anderen keine Orientierung geben können.
Und wenn du als Führungskraft deinen eigenen „Lebensqualitätskompass“ nicht im Blick behältst, läufst du Gefahr, dich selbst und andere in eine Spirale der Überforderung zu führen.
ACHTUNG – diese Spirale beginnt schleichend:
Die Balance zwischen Beruf und Privatleben kippt.
Die Regenerationsräume schrumpfen.
Die Ansprüche an dich und andere steigen ins Unfaire.
Die Sprache wird härter, der Blick auf Menschen enger.
Das eigene Denken wird funktional, statt förderlich.
Am Ende steht keine Führung mehr – sondern ein System aus Druck, Distanz und Dysfunktionalität. Und das besonders krasse daran ist, dass viele Führungskräfte dies als „normalen“ Zustand in der Führung kennen, durch Vorbilder, Erzählungen und dem eigenen Erleben.
Wenn das Menschliche verloren geht, wird Führung toxisch
Geraten zentrale Parameter der Lebensqualität in Dis-Balance, verwandelt sich Führung von einer gestaltenden zu einer toxisch fordernden Rolle. Dann fordern wir von Mitarbeitenden dieselbe Rastlosigkeit, die wir selbst leben – und reagieren zunehmend ablehnend auf Kolleg:innen, die sich trauen, STOP zu sagen.
Doch genau darin liegt der Denkfehler:
Führung heißt nicht, über die Kraftressourcen hinaus ununterbrochen zu leisten. Führung heißt, Räume zu schaffen – für Kraft, Klarheit und Kreativität.
Deshalb beginnt echte Führungsstärke mit der Fähigkeit, rechtzeitig innezuhalten:
Wie geht es mir wirklich?
Worauf verzichte ich gerade – und was kostet es mich?
Bin ich noch in der Lage, inspirierend zu führen?
Funktioniere ich nur noch und das auch nicht mehr wirklich gut?

Wenn wir uns von dieser inneren Ausrichtung entfernen, beginnt oft eine gefährliche Dynamik:
Kompensationsstrategien wie Alkohol, übermäßiger Sport oder Workaholismus
Zynismus & Aggression gegenüber Kolleg:innen, Mitarbeitenden oder „dem System“
Verlust der Lebensqualität – beruflich wie privat
Der schleichende Abschied von Authentizität und echter Führung
Schlimmstenfalls Resignation, weil wir es auch nicht besser hinbekommen als unsere negativen Vorbilder
Führung ist dann kein Beitrag zu Wachstum und Erfolg mehr, sondern Überlebenskampf. Dies ist der Weg zu den Zigarrenmännern – ausgebrannt, desillusioniert, am Ende allein mit der Zigarrenkiste und der bitteren Erkenntnis: Ich habe geführt, aber nicht gestaltet und dabei mich und die Menschen, für die ich verantwortlich war aus dem Fokus verloren.
Der wichtigste Mensch in der Führung bist zunächst DU
Es ist deine Verantwortung als Führungskraft, auf dich selbst zu achten und dich selbst positiv zu führen, denn nur wenn du selbst kraftvoll bist, kannst du:
empathisch zuhören,
visionär denken,
gelassen entscheiden,
Menschen fördern, statt sie zu überfordern,
Fehler als Entwicklung verstehen, nicht als Schwäche abstrafen.
Ein zentrales Element in der Führung ist werteorientierte Interaktion auf Augenhöhe. Mit deinem Team, deinen Vorgesetzten, deinen Kunden – und dir selbst.
Bitte behalte immer im Gedächtnis:
Führung ist dienend. Klar. Authentisch. Inspirierend.
Es geht nie nur um dich. Es geht um das Team, die Sache, das Ziel.
Führung bedeutet, Räume zu öffnen – für Entwicklung, für Lösungen, für echtes Miteinander.
Du bist als Führungskraft Backbone und Taktgeber.
Du bist Brücke, nicht Mittelpunkt.
Du hast und bietest einen stabilen Wertekosmos.
Du bist bereit, echtes Feedback zu geben und auch anzunehmen.
Du hast den Willen, täglich neu zu lernen.
Hinsehen statt abwehren – fördern statt verurteilen
Führung ist keine Einbahnstraße. Wenn Menschen scheitern, liegt es nicht immer an Unfähigkeit. Vielleicht fehlt ihnen Klarheit. Oder Sicherheit. Oder Vertrauen.
Eine menschliche Unpässlichkeit ist kein Defizit – sie ist ein Geschenk. Denn sie zeigt: Hier ist ein Mensch. Echt. Unperfekt. Wertvoll.
Gute Führungskräfte fragen daher nicht: „Warum hat er/sie es falsch gemacht?“ Sondern: „Was hat gefehlt, damit es richtig werden kann?“
Das bedeutet: Nicht anklagen. Nicht vorschnell urteilen. Sondern reflektieren, analysieren und begleiten. Damit Menschen ihr Potenzial entfalten – und sich nicht verstecken. Tools, wie DNLA können bei der eigenen Potenzialentwicklung und auch der der Mitarbeitenden unterstützen.
Und genau dafür müssen Führungskräfte Raum geben – nicht nur für Leistung, sondern für Echtheit, Entwicklung und emotionale Intelligenz.
Führung heißt deshalb immer auch: Fehler feiern, Menschlichkeit ermöglichen!
Leadership im Zeitalter der KI – Menschlichkeit als neue Autorität
In einer Welt, in der KI-Assistenzen immer mehr Aufgaben übernehmen, wird menschliche Führung nicht überflüssig – sondern entscheidend.
Denn:
KI lernt vom Menschen.
Nur wer Menschen versteht, kann mit KI verantwortungsvoll arbeiten.
Leader, die heute im Zwischenmenschlichen struggeln, werden in hybriden Teams aus Mensch & KI unweigerlich scheitern.
Nur wer aus echter Überzeugung mit Menschen für Menschen arbeitet in der Führung, kann in der KI-Welt erfolgreich führen. Denn das, was KI-Mitarbeitende lernen und entwickeln, kommt aus unserem menschlichen Wertesystem.
Nie war es so wichtig Kommunikation zu reflektieren, sie bewusst zu führen und uns immer wieder zu fragen: Was gebe ich weiter – bewusst oder unbewusst?
Fazit: Führungskraft SEIN bedeutet Balance – nicht Perfektion
Gute Führung ist ein täglicher Prozess – mal elegant, mal holprig.
Fehler, Unsicherheit, emotionale Reibung: All das ist der Beweis dafür, dass du Mensch bist.
Unsere Reife als Führungskraft besteht darin, wie wir mit unseren menschlichen „Defiziten“ im Alltag umgehen.
Ein paar Anhaltspunkte, die eine gute Führungskraft ausmachen:
Sich selbst führen, bevor man andere führt.
Auf Augenhöhe bleiben – mit sich und anderen.
Verantwortung tragen – mit Klarheit und Herz.
Immer wieder neu austarieren – zwischen Fördern und Fordern.
Fehler als Lernfeld verstehen.
Bereit sein, um Unterstützung zu bitten.
Menschlichkeit bewusst vorleben, für Menschen wie auch für KI
Um eine gesunde Balance zu halten, darfst du dich auch immer wieder selbst reflektieren:
Warum reagiere ich, wie ich reagiere?
Woher kommt mein Stress – und wie gehe ich damit um?
Was sagt mein Kommunikationsstil über mein Menschenbild?
Bleibe ich meinen Werten treu?
Achte ich mich und andere?
Füllst du den Abschnitt „Führungskraft Sein“ in diesem Sinne aus, wirst du zur tragenden Figur – für Teams, Organisationen und für die Kultur von morgen, ein Vorbild, Mentor und Gestalter einer neuen Führungskultur.
Und by the way: du bereitest so den nächsten Schritt – das Loslassen in deiner Führungskarriere großartig vor 😉! Mehr dazu im nächsten Blog-Artikel – stay tuned!
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